Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für viele Beschäftigte schwierig zu bewältigen. Die Folge aus einer mangelnden Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind neben einer geringeren Produktivität auch Arbeitsausfälle in Form von vermehrten Krankheitstagen sowie eine hohe Fluktuation. Diese Faktoren können ein wirtschaftliches Risiko für das Unternehmen darstellen. Während 30% der betroffenen Angehörigen die Arbeitszeit reduzieren, gibt sogar jeder 6. aufgrund fehlender Vereinbarkeit von Beruf und Familie den Beruf auf. Eine Studie der Universität Münster und Steinbeis-Hochschule Berlin hat sich mit den Folgekosten mangelnder Vereinbarkeit von Beruf und Pflege befasst und ist dabei auf alarmierende Zahlen gestoßen.
Wesentliche Erkenntnisse der Studie:
Hier erhalten Sie die Studie der Universität Münster und Steinbeis-Hochschule Berlin im PDF-Format
Begriffe wie lebensphasenorientiere Personalpolitik, betriebliches Gesundheitsmanagement und Work-Life-Balance sind Schlüsselbegriffe der Familienorientierung eines Unternehmens und gewinnen im Kontext des modernen Personalmanagements weiterhin an Bedeutung. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und somit die Balance zwischen Lebens- und Karriereplanung ist ein wichtiger Bestandteil des Personalmanagements, welcher an der jeweiligen Unternehmensstrategie und an ihrem Leitbild ausgerichtet ist. Sie wird zur Aufgabe der Unternehmensleitung und findet Anklang auf allen drei Ebenen der strategischen Personalplanung wie beispielsweise im Führungskräftetraining für eine gesundheitsbewusste Führung, im „employer branding“ sowie bei Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Alle Handlungsfelder des modernen Personalmanagements dienen dem Erfolg und der Erreichung formulierter Ziele eines Unternehmens. Beschäftigte, die sich in einem persönlichen Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie befinden, sind ohne Unterstützung durch den Arbeitgeber nur eingeschränkt in der Lage hierzu aktiv beizutragen und ihre volle Arbeitsmotivation und –Leistung zu erbringen.
Damit Unternehmen Ihren Beschäftigten eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen, ist es notwendig, entsprechende Strukturen im Unternehmen zu schaffen. Zunächst ist es entscheidend eine offene Kommunikationskultur ins Leben zu rufen. So trauen sich die Beschäftigten, auch schwierige Themen beim Arbeitgeber anzusprechen und es kann gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Man kann Themen wie z.B. ein Pflegefall in der Familie oder stressbedingte Erkrankungen in Mitarbeiterzeitungen, im Intranet und/oder auf Postern im Unternehmen aufnehmen und damit gezielt zeigen, dass man für diese Themen im Unternehmen sensibilisiert ist. Führungskräfte nehmen auch eine entscheidende Rolle und Vorbildfunktion ein, wenn es darum geht Vereinbarkeitslösungen vorzuleben. Die häufig gelebt Präsenzkultur in Unternehmen, nach dem Motto mehr Stunden bessere Leistung ist absolut kontraproduktiv was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie angeht. Vieles im Familienleben ist nicht planbar und Krankheitsfälle oder eine Verschlechterung des Pflegezustandes treten in der Regel plötzlich ein. Zudem gibt es bei der Kinderbetreuung lange Ferienzeiten in Schulen und Kitas, die mit dem Urlaubsanspruch alleine nicht überbrückt werden können. Stehen dem gegenüber keine flexiblen Arbeitsbedingungen ist es quasi unmöglich, Beruf und Familienleben unter einen Hut zu bringen. Ein funktionierendes Netzwerk sowie Verständnis und Unterstützungsangebote durch den Arbeitgeber können verhindern, dass die Doppelbelastung für die Betroffenen zu viel wird und sie möglicherweise sogar aus dem Berufsleben austreten müssen.
Familiäre Verpflichtungen sind nicht immer so zu timen, dass sie erst nach der regulären Arbeitszeit erledigt werden können. Gerade Angelegenheiten, die einen hohen organisatorischen Aufwand erfordern, sind damit gemeint. Für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielen flexible Arbeitsbedingungen daher eine wichtige Rolle. Flexible Arbeitsbedingungen beinhalten Arbeitszeitkonten, Gleit- und Teilzeitmodelle, Heim- beziehungsweise Telearbeit sowie auch Jobsharingmodelle. Mit Hilfe flexibler Arbeitsbedingungen haben Beschäftigte die Möglichkeit, die Arbeitszeit besser an familiäre Erfordernisse anzupassen. Für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sollten Beschäftigte zusätzlich die Möglichkeit haben, in Notfällen kurzfristig von der Arbeit fern bleiben zu können. Ein Pflegealltag als Beispiel lässt sich nämlich in der Regel nicht genau planen, so dass auch mal kurzfristig mit Änderungen gerechnet werden muss.
Viele familiäre Angelegenheiten sind mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden. Sei es die Suche nach Kinderbetreuungseinrichtungen, Ferienbetreuungsangeboten oder für die eigenen Eltern die Suche nach entsprechenden Pflegeangeboten. Innerhalb kürzester Zeit müssen dann wichtige und weitreichende Entscheidungen getroffen werden, die die Angehörigen häufig überfordern. Die Folge ist dann häufig eine abnehmende Leistungsfähigkeit. Für eine erfolgreiche Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt ein entsprechendes Unterstützungsangebot intern und/oder extern eine geeignete Lösung dar. Zunächst ist es wichtig, Ansprechpartner im Unternehmen für Vereinbarkeitsfragen zu benennen und diese auf allen Kanälen zu kommunizieren. So wissen die Mitarbeiter, an wen Sie sich zunächst wenden können im Bedarfsfall.
Anna Schröder, Health Manager / Human Resources bei Barclaycard Barclays Bank PLC:
„Wir bieten unseren Mitarbeitern flexible Arbeitszeiten, das nimmt dem Ganzen schon eine ganze Menge an Druck ab. Das heißt, die Mitarbeiter haben keine bestimmte Vorgabe, wann sie hier vor Ort sein müssen und können sich ihren Tagesablauf so gestalten wie es für sie am besten ist. Außerdem bieten wir der Vielzahl unserer Mitarbeitern die Möglichkeit im Home Office zu arbeiten also auch da gibt es die Möglichkeit, den Aspekt Beruf und Familie bestmöglich zu vereinen ist und darüber hinaus haben wir noch Beratungsangebote im Haus, die das ganze Thema Kinderbetreuung und auch Eldercare berücksichtigen.“
Während der Coronavirus-Pandemie haben viele Arbeitgeber die Möglichkeit für Ihre Beschäftigten geschaffen, im Homeoffice zu arbeiten. Ein Großteil der Unternehmen war gut darauf vorbereitet, so dass die meisten Beschäftigten mit der Situation im Homeoffice zufrieden sind. Einer repräsentativen Umfrage des Bayrischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (Hier gelangen Sie zur Umfrage) zufolge arbeiten aufgrund der Coronavirus-Pandemie 43% der Beschäftigten zeitweise im Homeoffice. Vor der Coronavirus-Pandemie waren es noch 35%. Zudem hat auch die Häufigkeit im Homeoffice zu arbeiten zugenommen. Die meisten Beschäftigten befürworten die Arbeit im Homeoffice, 75% der Neulinge im Homemeoffice gegenüber 83 %, die schon vor der Corona-Krise im Homeoffice gearbeitet haben. Auch auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat die Digitalisierung einen großen Einfluss. Die Zeiten für Fahrtwege können eingespart und die Arbeit kann so flexibler und an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Mütter und Väter können durch die Homeofficemöglichkeit die Familienarbeit gerechter aufzuteilen.
Katharina Lindenbaum, Referentin Personal bei der DG HYP:
„Aus unserer Sicht spielen Führungskräfte eine enorm wichtige Rolle. Sie sind ganz klar Kulturträger in einem Unternehmen und verantwortlich dafür, dass sich Dinge ändern. Daher haben wir viel investiert, in Bewusstseinsbildung über die Benefits und Aufklärung darüber, weshalb wir uns in diesem Thema engagieren. Da können sich Führungskräfte erwehren aber es ist natürlich schon eine Veränderung, die durchzusetzen ist und da gilt es anzusetzen und auch die Führungskräfte mitzunehmen.“
Führungskräfte bilden das Bindeglied zwischen Unternehmensleitung und Beschäftigten. Sie agieren als Vorbild und vermitteln Strategie, Leitbild und Werte des Unternehmens. Neben der offenen Kommunikation ist die Sensibilisierung der Beschäftigten ein wichtiger Baustein der Thematisierung von Beruf und Familie. Durch interne oder externe Trainings werden Führungskräfte geschult, um Warnsignale ihrer Beschäftigten zu erkennen und durch fachliches Wissen auf einen Vereinbarkeitskonflikt reagieren zu können. Es empfiehlt sich die Integration der Thematik Beruf und Familie in die regelmäßigen Mitarbeitergespräche, um zwischen Beschäftigten und Führungskraft einen regelmäßigen und offenen Dialog zu fördern und Rahmenbedingungen festzulegen. Aber auch für Führungskräfte selbst ist es notwendig das Thema Beruf und Familie verbindlich in Personalbeurteilung und Weiterentwicklung zu integrieren, denn die Führungskultur eines Unternehmens trägt maßgeblich dazu bei, ob das Thema Beruf und Familie von Beschäftigten akzeptiert und gelebt wird.
Für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eine familienfreundliche Unternehmenskultur eine wichtige Grundlage. Unter einer familienfreundlichen Unternehmenskultur ist eine Kultur zu verstehen, in der Verständnis, Offenheit und Verantwortungsbewusstsein eine wichtige Rolle spielen. Mitarbeiter sollten die Möglichkeit haben, in Personalgesprächen auch private Belange offen zu thematisieren. Ein wichtiger Bestandteil einer familienfreundlichen Unternehmenskultur sind zudem flexible Arbeitszeitmodelle, die individuelle Bedarfe der Mitarbeiter berücksichtigen. Mitarbeiter erhalten so die Möglichkeit, den Beruf und familiäre Verpflichtungen besser in Einklang zu bringen. Zudem können Dienstleister hilfreich sein, die z.B. bei der Suche nach Babysittern, Ferienbetreuungsangeboten oder auch beim Thema Pflege von Angehörigen Unterstützung bieten. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die transparente Kommunikation, damit alle Mitarbeiter die Angebote im Unternehmen kennen.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in Zeiten der Corona-Pandemie besonders herausfordernd. Der beruflichen Tätigkeit nachzugehen und gleichzeitig für die Kinderbetreuung und das Homeschooling zuständig zu sein und evtl. noch pflegebedürftige Angehörige zu betreuen, erfordert eine Menge Organisationstalent. Umso wichtiger ist es, einen Arbeitgeber zu haben, der über die Situation der Beschäftigten Bescheid weiß und Ihnen so gut es geht flexible Arbeitsbedingungen ermöglicht. Aber auch die eigenen Bedürfnisse sollten in diesen schwierigen Zeiten Beachtung finden.
Hilfreiche Tipps und weiterführende Links zum Thema haben wir für Sie als Informationsmaterial zusammengestellt. Das Informationsmaterial können Sie hier im PDF-Format herunterladen.
Hinter dem Audit Beruf und Familie steht ein strategisches Managementinstrument der berufundfamilie Service GmbH, das Unternehmen und Institution helfen soll, die eigene Personalpolitik familienfreundlicher und lebensphasenorientierter zu gestalten.
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Nach dem Belastungs-Beanspruchungs-Modell ergibt sich aus einer objektiven Belastung und den persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten einer Person die individuelle Beanspruchung. Dieses Modell lässt sich sowohl auf eine Arbeitssituation als auch auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie anwenden. Durch den im Gegensatz zur Kindererziehung progredienten Verlauf einer Pflegebedürftigkeit sind pflegende Mitarbeiter einer zunehmenden Beanspruchung ausgesetzt. Neben dem emotionalen Leid müssen meist innerhalb kurzer Zeit eine passende Versorgung organisiert und die damit verbunden finanziellen Angelegenheiten geklärt werden. Zum Alltag pflegender Mitarbeiter gehört die Konfrontation mit körperlichem oder geistigem Abbau, sowie Tod, während Kinder zunehmend selbstständiger werden. Zusätzlich zur körperlich anstrengenden Situation bestärkt seelischer Druck wie Erwartungen der Familie das Ermüdungsgefühl. Nicht jeder Beschäftigte kann die Doppelbelastung von Beruf und Familie im gleichen Maß bewältigen. Im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung ist der Anteil an chronischen Erkrankungen und Leiden bei pflegenden Angehörigen um 51% höher. Somit ist es wichtig, individuelle Lösungen für unterschiedlich beanspruchte Beschäftigte zu schaffen, um trotz familiärer Verpflichtungen leistungsfähig und motiviert zu sein.
SIE SIND BEGEISTERT UND MÖCHTEN DEN FIRMENSERVICE VOM DEUTSCHEN PFLEGERING KENNENLERNEN?
„Auf diesem Wege möchte ich mich noch mal für die schnelle und fachkundige Hilfe bedanken. Der Pflegeplatz entspricht nun genau unseren Vorstellungen und unsere Mutter fühlt sich dort sehr wohl. Herzliche Grüße aus Berlin.“
Gabriele S., Berlin